Der Kampf gegen den Schnee
Tief „Daisy“ hat ganz Deutschland im Griff. Das bedeutet Hochkonjunktur nicht nur für Räumdienste und Streumittel, sondern auch für viele Hundert Einsatzkräfte vom Deutschen Roten Kreuz. Besonders hart hat es die Ostseeküste getroffen – in einigen Regionen wurde sogar Katastrophenalarm ausgelöst. Hier türmen sich teils meterhohe Schneeverwehungen auf den Straßen auf. Nicht selten wurden die Helfer dabei selbst Opfer der Schneemassen.
Beispiel Usedom: Hunderte Einsätze haben die Hilfsorganisationen am Wochenende auf der Ostseeinsel und dem angrenzenden Festland gefahren. Hier waren viele Orte von der Außenwelt abgeschnitten. Katastrophenalarm wurde ausgelöst, ein Krisenstab u.a. mit Rotkreuzmitarbeitern gebildet, die Leitstelle in Greifswald personell aufgerüstet. Notrufe kamen vor allem von feststeckenden von Autofahrern, die sich trotz dringlicher Warnungen auf den Weg durch das Schneegestöber gemacht hatten.
Hart traf es rund 170 Menschen auf der A20 bei Gützkow. Sie steckten in Autos, Lastkraftwagen und Reisebussen fest. Der Schnee reichte bei manchen Fahrzeugen bis an die Fenster. Aber auch die Rettungskräfte steckten fest. Sie konnten teilweise erst Stunden später helfen, nachdem die Schneemassen mit Fräsen beiseite geräumt werden konnten. Das Deutsche Rote Kreuz richtete in Jarmen eine Notunterkunft ein, wo die Betroffenen sich aufwärmen und etwas Warmes zu sich nehmen konnten.
Paul Leidig, Leiter Rettungsdienst des DRK-Kreisverbands Ostvorpommern, sagt: „Vor allen vermeidbaren Touren können wir in dieser Situation nur immer wieder warnen. Ansonsten hat sich in dieser Katastrophe aber auch etwas Schönes erwiesen: Die Nachbarschaftshilfe funktioniert. Wir haben hier erlebt, wie Autofahrer, die kein Benzin mehr hatten und zu unterkühlen drohten, Unterschlupf bei anderen Eingeschlossenen fanden. Oder wie festgefahrene Fahrzeuge mit dem Trecker vom Bauernhof nebenan freigeschleppt wurden.“
Schön für die Rotkreuzmitarbeiter, wenn es gelingt, besonders hilfebedürftigen Menschen beizustehen. So geschehen in Schleswig-Holstein. Hier war auf der Bahnstrecke zwischen Oldenburg und Göhl ein Zug in einer Schneewehe stecken geblieben. Zahlreiche Rotkreuzhelfer waren im Einsatz, um 20 Passagiere aus dem Zug zu holen und in einer warmen Unterkunft zu versorgen. Mit unter den befreiten Reisenden: Eine schwangere Frau mit einem anderthalbjährigen Kind. Für sie organisierten die DRK-Helfer extra einige Portionen Kleinkindnahrung und eine Windel-Notausstattung aus einem nahe gelegenen Krankenhaus.
Unter den Rotkreuz-Einsatzleitern entspannt sich die Lage derzeit. Aber noch ist der Winter nicht vorbei. Das Rote Kreuz ist weiter bereit.